Willkommen auf Equinella - Ihre Melde- und Informationsplattform für die Früherkennung von PferdekrankheitenTel. 031 - 684 22 43

Equine Hepatitisviren

 

Die Theiler-Disease, auch Serum-Hepatitis des Pferdes, wurde erstmals 1919 von einem Schweizer Tierarzt beschrieben Sie ist eine gefürchtete, meist tödlich verlaufende fulminante Hepatitis. Ein Zusammenhang mit der Verabreichung von aus Pferdeserum hergestellten Produkten (z. B. Plasma, Botulinum-Antitoxin, Tetanusserum) war früh bekannt: typischerweise trat nach 4–10 Wochen ein akutes Leberversagen auf, mit einer Inzidenz von 1–18 % innerhalb derselben Charge.

Lange war unbekannt was die Ursache dafür war. Da gewisse Ähnlichkeiten zum Hepatitisvirus beim Menschen bestanden, kam der Verdacht auf, dass es sich um ein übertragenes Virus handeln könnte. Da auch Pferde ohne Serumprodukte erkrankten, wurde ein über Blutprodukte, aber auch horizontal übertragener Virus vermutet. Zunächst wurde ein Flavivirus (TDAV) als mögliche Ursache identifiziert, später konnte jedoch durch Untersuchungen an zahlreichen Proben eindeutig das Equine Parvovirus als Erreger bestätigt werden, während andere Hepaciviren nur vereinzelt nachweisbar waren.

In den letzten Jahren wurden zwei Hauptviren als Auslöser von Lebererkrankungen beim Pferd identifiziert:

  • Equines Parvovirus 
  • Equines Hepacivirus

 

Equines Parvovirus-Hepatitis (EqPV-H)

  • Frühere Bezeichnungen: Theiler’s disease, Serumhepatitis, akute Lebernekrose
  • Übertragung:
    • Biologisch (durch kontaminierte Blut- oder Plasmaprodukte; heute streng getestet)
    • Nasal (enge Kontakte, v. a. Tiere mit hoher Viruslast)
  • Klinik:
    • Meist symptomlos oder milde Verläufe
    • In schweren Fällen: Lethargie, Appetitlosigkeit, Ikterus, neurologische Symptome, Kolik, Leberversagen – in diesen Fällen hohe Letalität
  • Diagnostik:
    • Erhöhte Leberwerte
    • Virus Nachweis mittels PCR aus Serum, Plasma, Blut oder Leberbiopsie; unterstützt durch Leberwerte (AST, SDH, GLDH)
  • Therapie: keine spezifische Behandlung, nur unterstützend
  • Prognose: günstig bei milden Fällen, schlecht bei fulminantem Verlauf
  • Biosafety: Isolation betroffener Pferde empfohlen (4–8 Wochen), da auch eine direkte Übertragung von Pferd zu Pferd nachgewiesen wurde. 

 

 


 

Equines Hepacivirus (EqHV)

  • Übertragung:
    • Biologisch (Plasmaprodukte)
    • Vermutlich durch Insekten (v. a. Frühjahr–Herbst)
    • Weitere Übertragungswege wie z.B. vertikale oder sexuelle Übertragung noch unklar
  • Klinik:
    • Akut: meist symptomlos, Virus wird i. d. R. innerhalb von 20 Wochen eliminiert
    • Chronisch (~20 %): langwierige Infektion, milde unspezifische Symptome bis hin zum Leberversagen
  • Diagnostik: Virus Nachweis mittels PCR (Serum, Plasma, Leberbiopsie)
  • Therapie: keine spezifische Therapie; supportive Maßnahmen. Kortikosteroide werden nicht empfohlen
  • Prognose: sehr variabel – von kompletter Heilung über stabile Infektion bis zu Leberversagen
  • Biosafety: vollständige Vermeidung schwierig, da hohe Prävalenz (USA ca. 40%) in der Pferdepopulation; Trennung v. a. bei Fohlen sinnvoll

 

 

Diagnostik

Seit 2025 bietet das Virologische Institut der Vetsuisse Fakultät in Zürich eine PCR Untersuchung auf Hepatitisviren (Parvovirus, Hepacivirus, Hepatitis B Virus) kommerziell an. Das Antragsformular finden Sie hier

Weiterhin können Proben von Pferden zur Untersuchung auf Equines Parvovirus und Equines Hepacivirus auch an die Ruhr Universität Bochum gesandt werden. Sowohl ein Antikörper Nachweis im Serum als auch Virusnachweis mittels PCR aus Blut und Leber ist hier möglich. Hier finden Sie mehr Informationen. 

 

Links

  • AAEP Guideline Equine Parvovirus-Hepatitis Virus
  • Einen Review (Übersichtsartikel) der alle bekannten Hepatitisviren, die beim Pferd momentan bekannt sind und deren Folgen finden sie hier.

 

Version: 6f2f6dda  Stand: 23.05.2025