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Atypische Myopathie

Allgemeine Information

Die atypische Myopathie oder Weidemyopathie wird verursacht durch Hypoglycin A, ein Toxin, welches in den Samen, Keimlingen und Blättern verschiedener Ahornbäume vorkommt. In der Schweiz ist der Bergahorn von Relevanz, in den USA der Eschenahorn. Das Toxin wird metabolisiert zu MCPA-CoA (methyl-enecyclopropylacetic acid), welches ein potenter Inhibitor von multiplen acetyl-CoA Dehydrogenasen ist. Diese Defizienz von multiplen acetyl-CoA Dehydrogenasen (MADD), führt zu einem gestörten mitochondrialen Fettstoffwechsel in den Muskelzellen, welche daraufhin zugrunde gehen und Symptome einer Rhabdomyolyse verursachen. Auch beim Mensch ist diese Erkrankung bekannt. Einerseits als erworbene Form durch die Aufnahme von unreifen Ackee (Jamaican vomiting sickness) oder Lychee Früchten, die beide ebenfalls Hypoglycin A enthalten. Andererseits als angeborene Form bei der es aufgrund einer autosomal rezessiv vererbten Erkrankung zu MADD kommt.  Die Diagnose beim Menschen, vor allem bei der angeborenen Form, erfolgt über den Nachweis von erhöhten Acylcarnitinen im Blut und Erhöhung von bestimmten organischen Säuren im Urin. 

Hypoglycin A kann im Blut und Urin von betroffenen Pferden nachgewiesen werden. Da die Toxizität dosisabhängig ist und auch von anderen Faktoren abhängt, ist der alleinige Nachweis von Hypoglycin A nicht vollständig diagnostisch. Auch gesunde Pferde, die auf der gleichen Weide grasen, können Hypoglycin A im Blut und/oder Urin haben. Daher sollten beim Pferd zusätzlich zum Toxin-Nachweis MCPA-Konjugate (metabolisiertes Toxin) und auch die metabolischen Folgen, also abnorme Acylcarnitine Profile im Blut oder erhöhte organische Säuren im Urin nachgewiesen werden.

In Europa bietet sowohl das Screening Labor Hannover (Kosten ca. 180 CHF exkl. Versand, Stand 12/2021) sowie das 'comparative neuromuscular disease laboratory' des Royal Veterinary College in London (130-350 CHF exkl. Versand, Stand 12/2021) den oben beschriebenen Nachweis an. 

Alternativ können spezialisierte Humanlabore (z.B. Kinderspital Zürich) die Diagnose auch über die Untersuchung von Acylcarnitinprofilen in getrocknetem Blut oder über die Analyse von organischen Säuren im Urin stellen. Hier bedient man sich der gleichen Analyse wie beim neugeborenen Baby, bei denen Fersenblut auf Filterpaper aufgebracht, getrocknet und dann auf Acylcarnitine untersucht wird.

Aktuelles

Am 18. November 2021 fand in Glovelier, JU eine Informationsveranstaltung zum Thema Atypische Weidemyopathie (AWM) und Grass Sickness (GS) für interessierte Pferdehalter statt. Die Veranstaltung wurde vom Jurassichen Pferdezuchtverband in Zusammenarbeit mit dem Haras National organisiert und stiess auf grosses Interesse. Equinella war an diesem Anlass mit einem Vortrag durch die Fachstelle Bern ebenfalls vertreten. Es wurde klar, dass es im Jura sehr viel mehr Fälle sowohl von AWM als auch von GS gibt, als dass via Equinella gemeldet werden. Um einen besseren Überblick zu haben und diese beiden Krankheiten besser verstehen zu können, sind wir darauf angewiesen, dass möglichst alle Fälle erfasst werden.

Bitte melden Sie uns unbedingt sämtliche Fälle von Atypischer Weidemyopathie und Grass Sickness wie gehabt über die Equinella Webseite. Vielen Dank für Ihre geschätzte Mitarbeit!

Den Vortrag finden Sie hier (auf französisch).

Version: ef768053  Stand: 14.02.2024